Arnold Schalks, 1996, Das Ettingshäuser Käseblatt, Zwei Bauern Ensembles, Milchgeschirr durch die Zeiten, Ausstellung und Publikation, Twee boeren ensembles, tentoonstelling en publicatie, Andre Dekker, Maarten van Gent, Ernst Jandl, Lina Keil, Hartmut Miethe, Cora Schmeiser, Edwin Schmeiser, Anne Gräf, Herman Gräf, Agnes Gräf, Ernst Jandl, Kurt Tucholsky, Förderkreis Kunst-Mensch-Kirche, Rathausstraße 1, Reiskirchen-Ettingshausen

 

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ALS STÖRUNG WIRKT DAS NEUE / Von unserem Korrespondenten Pfr. Hartmut Miethe

 

Als Störung wirkt das Neue.

In diesem Satz, so kurz wie er ist, kommt ein wesentliches Gesetz unseres Lebens zur Sprache. Das Neue wird nur zuoft als Störung empfunden und löst Empfindungen aus, die die Harmonie bedrohen.

Nehmen wir die Kunst. Seit 1987 versuche ich, mit den unterschiedlichsten Künstlern und Künstlerinnen etwas Neues in Ettingshausen zu wirken. Im Rückblick bin ich sehr angerührt, welche wertvollen Erfahrungen wir miteinander auf diesen Weg sammeln konnten. Jetzt, mit der Ausstellung "Zwei Bauern Ensembles" von Arnold Schalks und den ergänzenden Arbeiten seiner Freunde, sowie der Beteiligung einiger Ettingshausener Bürger und Bürgerinnen, werde ich zum letzten Male als Sprecher des Förderkreises 'KUNST-MENSCH-KIRCHE' durch Neues eine Störung bewirken. Worin aber besteht die Störung? Sie besteht in der Überraschung, daß das angeblich Normale Türen besitzt, die man öffnen kann, um neue Welten kennenzulernen.

Menschen, die andere Menschen beherrschen wollen, verraten diesen nicht, daß es Türen zur Freiheit gibt. Das Totalitäre braucht immer Grenzen und Mauern, Zäune und wenn es ganz schlimm kommt, Todesstreifen.

Mittels der Kunst haben wir in den zurückliegenden Jahren gerne allen verraten, daß es viele Welten gibt, die es noch zu entdecken gibt. Die Tore zu diesen Welten sind verschiedenartig: Ein Bild - Ein Lied - Eine Holzfigur - Ein fröhliches Kreuz - Eine Stahlarbeit - Ein Gedicht - Ein Konzert - Ein altes liturgisches Gerät - Eine Meditation - Ein fremder Mensch - Eine neue Sprache - Ein Videofilm - Ein Buch.

All diese Tore haben wir aufgezeigt, um zu stören, das heißt, um mehr Lebensqualität und Freiheit zu wagen.

Mancher wollte sich nicht stören lassen; das Alte war ihm gut genug. Mancher wollte nicht, daß gestört wurde, weil er seine Weltordnung betroffen sah. Und mancher war der Meinung, daß es einfach unanständig sei, zu stören.

Aber viele nahmen das Neue als Befreiung und Freude auf und besonders jenen ist auch diese neue Ausstellung gewidmet.

Daß diese Austellung im Pfarrhaus stattfindet, ist Ausdruck der Tatsache, daß sich auch für mich ein Tor zu einer neuen Welt geöffnet hat, die Spannendes und Unbekanntes bereithält. Es ist natürlich nicht leicht, das vertraute Alte zu verlassen, weil das Vertraute Sicherheit und Geborgenheit schenkt. Aber zuweilen ist diese Sicherheit lähmend und dann gibt Gott einen leisen Wink, dem man folgt, wie Abraham ihm folgte. Somit schließt die Ausstellung einen, [meinen] Lebensabschnitt zu und ich freue mich, daß es eine Ausstellung von hoher Qualität ist, deren Anfänge nach Ettingshausen zurückreichen.

Als Störung wirkt das Neue: Dieser Satz offenbart, daß die Harmonie, die das Verbleiben im Alten verspricht, oft nur Schein ist, der schmerzhafte Lähmungen hervorruft.

Wir können nur dankbar sein, daß uns das Neue immer wieder stört, weil wir dadurch auch den Wert des Alten und Vertrauten neu schätzen lernen. Nur die Offenheit für das Neue entwickelt Ehrfurcht vor dem Alten, das es wert ist, verehrt zu werden.

Deshalb führt diese Ausstellung Vergangenheit und Gegenwart zusammen, um eine Dimension neuen Verstehens zu eröffnen. Das mag stören. Aber nur so entgehen wir der Gefahr, uns in einer falschen Weltharmonie wohlzufühlen.